, Regula Rügge

Herrscherinnen über die Netzkante

Nach sieben Wettkampfrunden liegt das Team von Volley Möhlin auf dem dritten Platz der 1. Liga. Julia Wirthlin, Jeanine Schlachter, Carmina Hirt und Sina Schärer sind im Spiel als Mittelblockerinnen im Einsatz und kontrollieren den Luftraum über der Netzoberkante.

Nach sieben Wettkampfrunden liegt das Team von Volley Möhlin auf dem dritten Platz der 1. Liga. Julia Wirthlin, Jeanine Schlachter, Carmina Hirt und Sina Schärer sind im Spiel als Mittelblockerinnen im Einsatz und kontrollieren den Luftraum über der Netzoberkante.
Das Heimspiel gegen die letztplatzierte Mannschaft von Volley Luzern City am letzten Oktoberwochenende stellte sich als mentale Herausforderung dar. Obwohl die Trainerin Monique Lindemann mahnte, die Innerschweizerinnen nicht zu unterschätzen, waren ihre Schützlinge bei Anpfiff nicht ganz bei der Sache. Luzern City nutzte dies aus und erarbeitete sich schnell einen 7-Punkte-Vorsprung. Zum Glück fand das Team von Volley Möhlin noch rechtzeitig zurück ins Spiel und konnte den Auftaktsatz für sich entscheiden. Im zweiten Satz spielten sie ihr ganzes Können aus und gestanden den Gegnerinnen nur gerade 14 Punkte zu! Der Dritte war dann eine Kopie des Startumgangs. Wieder kamen die Möhlinerinnen schnell in Rückstand, schafften es aber noch, das Spiel zu drehen und durften am Ende einen 3-0-Sieg feiern.
An vergangenen Samstag reisten sie nach Baden, wo die Partie gegen VBC Kanti Baden auf dem Programm stand. Leider konnte das Team aufgrund einiger Grippefälle nur geschwächt antreten. Die Fricktalerinnen hatten Mühe, die Konzentration hochzuhalten und ihr Spiel aufzuziehen. Im entscheidenden fünften Satz gestaltete sich der Wettkampf sehr ausgeglichen. Am Ende konnte Kanti Baden einen 17-15-Satzsieg verbuchen und sich zwei Punkte sichern.

Gegnerische Angriffe verhindern
Julia Wirthlin, Jeanine Schlachter, Carmina Hirt und Sina Schärer sind die Mittelblockerinnen bei Volley Möhlin. In der Verteidigung müssen sie gegenüber dem gegnerischen Angriff einen stabile und geschlossene Blockwand errichten und im besten Fall den Ball postwendend wieder ins gegenüberliegende Feld befördern. Julia Wirthlin hat ihre ersten Volleyballerfahrungen bei Volley Smash 05 Laufenburg-Kaisten gemacht. Die anderen drei stammen alle aus der vereinseigenen Nachwuchsabteilung. «Als Mittelblockerin besteht meine Hauptaufgabe darin, das Netz zu beherrschen und die Angriffe des gegnerischen Teams zu stören oder zu verhindern», erklärt Julia Wirthlin, die auf dem Feld durch ihre starken Services und sehenswerte Blockpunkte auffällt. «Beim Blocken braucht es eine gute Beobachtungsgabe, um die Bewegungen der gegnerischen Zuspielerin und Angreiferin zu lesen und ihre Absichten zu erkennen. Zudem sind bei der Verschiebung auf der ganzen Netzbreite Schnelligkeit, Rumpfstabilität und die Fähigkeit unter Druck die richtigen Entscheidungen zu fällen sehr entscheidend. Exaktes Timing, eine korrekte Positionierung der Arme und Hände sowie die gute Druckkraft in den Händen sind der Schlüssel zum Erfolg.» Die 22-Jährige wohnt in Möhlin und stellt fest: «Wenn ich einen Block erfolgreich setze, kann ich dem Team wertvolle Punkte sichern. Es ist ein echtes Powergefühl, wenn der Ball beim Gegner direkt zu Boden geht und Mitspielerinnen und Zuschauende über den Punkt jubeln!»

Punkte mit Köpfchen erzielen
Die Mittelblockerinnen werden in der Netzmitte als Angreiferinnen für schnelle, kurze Pässe eingesetzt. Jeanine Schlachter gehört mit 29 Jahren schon zu den erfahrenen Spielerinnen. «Ich studiere während dem Spiel die Verteidigungstaktik der Gegnerinnen und sehe schnell, wo sie ihre Schwachpunkte haben. Je nach Situation nutze ich diese mit druckvollen Angriffen oder präzis platzierten Finten aus.» Sie punktet auf dem Feld mit ihrem Spielverständnis und cleveren Angriffen. Die Möhlinerin ist überzeugt, dass sie mit ‘Köpfchen’ ebenso viele Punkte machen kann wie mit grossem Kraftaufwand. Auf die Frage, was sie herausfordert, lacht sie: «Lange Spielzüge! Mehrere Blocksprünge hintereinander, lösen vom Netz, wieder anlaufen zum Angriff, seitliche Verschiebung, wieder blocken - da gerate ich schon mal ausser Atem!»

Zum Zuschauen verurteilt
Carmina Hirt ist seit März wegen einer Knieverletzung zum Zuschauen verurteilt. Die 19-Jährige Zeiningerin absolviert aktuell ein Praktikum als Teil der Wirtschaftsmittelschule und hofft, dass sie Anfang Dezember endlich wieder zum Einsatz kommen kann. «Ich versuche trotz Verletzung in jedem Training aktiv dabei zu sein», versichert die Tochter der 122-fachen Nationalspielerin Christine Hirt-Boss. «Mittlerweile darf ich in der Halle alles mitmachen – ausser den Sprüngen. Ich freue mich auf den Moment, in dem ich wieder voll angreifen oder einen Sprungservice machen kann! Das Wettkampfgefühl vermisse ich sehr und kann es kaum erwarten, mein Team bald wieder auf dem Spielfeld zu unterstützen.» Die gross gewachsene Nachwuchsspielerin sorgt mit ihrer Reichweite für wichtige Blockpunkte und überrascht als Linkshänderin ihre Gegnerinnen immer wieder mit unerwarteten Angriffsvarianten.

Im Dienst des Teams
Die Mittelblockerinnen sind nur in den drei Rotationen vorne am Netz auf dem Spielfeld und wenn sie im Hinterfeld das Aufschlagsrecht ausführen. Bei den restlichen Positionen im Rückraum werden sie durch eine Annahme- und Verteidigungsspezialistin - die Libera – ersetzt.
Sina Schärer gesteht: «Ich bin froh, dass mir die Libera diese Aufgaben abnimmt. Meine Stärken sehe ich eher vorne am Netz beim Angriff und Block.» Für die Sportstudentin aus Zeiningen gehört es dazu, das Spiel auch mal von der Seitenlinie aus mitzuverfolgen. In den Zwangspausen kann sie sich gut warmhalten und braucht danach glücklicherweise nicht lange, um wieder ins Spiel zu kommen.  «Ich beobachte von der Auswechselzone aus immer aufmerksam das Spiel weiter und mache mir einen Plan, wie ich punkten kann, wenn ich wieder auf dem Feld stehe. Wir sind vier Spielerinnen auf der Mitte-Position. Da kommt es schon mal vor, dass ich weniger Einsatzzeit bekomme. Wichtig ist aber, auch neben dem Feld immer bereit zu sein, eingewechselt zu werden. Die 23-Jährige sorgt auf dem Feld für druckvolle Angriffe und organisiert neben dem Feld die lautstarke Unterstützung des Teams. Volleyball ist ein Teamsport und auch wenn ich an der Seitenlinie stehe, bin ich doch ein wichtiger Teil des Kollektivs!».
Die vier Mittelblockerinnen zeigen ihr Können am nächsten Heimspiel am 11. November um 14.30 h in der Steinlihalle in Möhlin gegen die sechstplatzierte Mannschaft aus Lugano.

Text: Regula Rügge
Foto: Mimmo Muscio